Comparis-E-Mobilitätsstudie: Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur entscheidend für Elektromobilität
Posted by: Michael Lusk
Eine Studie von comparis.ch uhat die Wirkung von Fördermassnahmen im Bereich E-Mobilität in der Schweiz untersucht. Hohe Anschaffungskosten für das Fahrzeug sowie die Ladeinfrastruktur und eine noch unzureichende Verfügbarkeit von Ladestationen sind die wesentlichen Hindernisse für den Kauf eines Elektroautos in der Schweiz.

Der durchschnittliche Elektrofahrzeuganteil in der Schweiz liegt aktuell bei unter 5 Prozent am gesamten Fahrzeugbestand. Es gibt dabei grosse kantonale Unterschiede. So ist der Kanton Zug schweizweit führend mit einem Elektrofahrzeuganteil von 9 Prozent am gesamten Fahrzeugbestand im Kanton. Im Kanton Zürich sind derweil mit 40'959 Einheiten die meisten Elektroautos registriert.
Die Ladeinfrastruktur ist ein entscheidender Faktor für den Markt. Per Ende August 2024 gab es in der Schweiz 14'224 öffentliche Ladepunkte an 6’509 Standorten. Das entspricht fast einer Verdreifachung seit November 2020. Die Kantone Zürich (1’958), Bern (1’301) und Waadt (1’218) weisen die höchste Anzahl öffentlich zugänglicher Ladepunkte auf. Das Ziel der Roadmap 2025 ist es, bis Ende 2025 20'000 öffentliche Ladepunkte zu schaffen.
Während das öffentliche Ladenetz als gut ausgebaut gilt und weiter verbessert wird, ist die Ausgangslage beim privaten Ladenetz schlecht. Der Mangel an privaten Ladestationen – besonders bei Mietwohnungen, wo der Grossteil der Schweizer Bevölkerung lebt (rund 58,2 Prozent der Privathaushalte per Ende 2023) – stellt eine wesentliche Hürde für den Umstieg auf Elektromobilität dar.
Die Studie hat noch weitere Hürden für den Kauf eines Elektrofahrzeugs identifiziert. So wird gemäss der im Rahmen der Untersuchung durchgeführten repräsentativen Befragung allen voran der Anschaffungspreis für Elektroautos von vielen Befragten als zu hoch empfunden. 35 Prozent der Besitzer herkömmlicher Autos nannten das als Haupthinderungsgrund für den Erwerb eines E-Mobils. Langfristig wird erwartet, dass Elektroautos günstiger im Betrieb sind als Verbrennerfahrzeuge. Aber die anfängliche Investition bleibt eine Hürde. 15 Prozent der Benzin- und Dieselfahrer nannten überdies die Batterie-Reichweite als Hinderungsgrund. Mit 14 Prozent folgte das Ökologieargument bei der Batterieherstellung.
Die finanziellen staatlichen Fördermassnahmen (Steuerermässigung, Kaufprämie, Zuschuss Installation private Ladestation) sowie der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur durch den Staat haben aus Sicht der Befragten die grösste Wirkung auf die Verbreitung von Elektroautos in der Schweiz. Dieser Aspekt wurde von gut 60 Prozent der Befragten als eher oder sehr wirksam erachtet.
Die Untersuchung zeigt aber, dass fehlende schweizweit koordinierte Fördermassnahmen und bürokratische Hürden behindernd wirken: So gibt es kein einheitliches, nationales Förderprogramm. Die Förderung geschieht hauptsächlich auf kantonaler und regionaler Ebene, wobei es grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Kantonen und Gemeinden gibt.
Das führt zu Uneinheitlichkeit: Je nach Ort gibt es Kaufprämien für Elektroautos oder Steuernachlässe bei der Verkehrssteuer. Teilweise müssen bis zu einer gewissen Zeit keine Verkehrssteuern auf Elektroautos bezahlt werden. Zusätzlich wird der Ausbau von privaten und öffentlichen Ladestationen je nach Ort gefördert. Kantone wie Zug und Zürich gelten dabei als führend im Elektromobilitätsmarkt und haben umfassende Förderprogramme umgesetzt.
Im Rahmen der Untersuchung wurden auch Interviews mit Experten aus Politik und Wirtschaft geführt, um wirkungsvolle Massnahmen zur Förderung der E-Mobilität zu evaluieren. Alle drei befragten Experten erachten dabei – analog den Teilnehmenden der repräsentativen Befragung – den Ausbau der Ladeinfrastruktur als sehr wichtig für die Förderung der Elektromobilität. Das gilt besonders für den privaten Bereich (Mehrparteiengebäude).
Die Experten betonen die Notwendigkeit, die Hürden für Mietende und Miteigentümer zu beseitigen. Dafür werden staatliche Massnahmen wie ein «Recht auf Laden»-Gesetz und gezielte finanzielle Anreize für Immobilienbesitzer bzw. Investoren als sehr wirksam angesehen. Der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur wird ebenfalls als wichtig betrachtet, aber der private Bereich hat für die Verbreitung eine besonders hohe Relevanz. Swiss eMobility erachtet gezielte Anreize für Immobilieninvestoren in Mehrfamilienhäusern als «hochwirksam». Diese sollen Investoren dazu bewegen, Parkplätze mit einer Basisinstallation zu versehen und Ladestationen einzurichten.