27.05.2025

«eco Repair Motion»-Netzwerkevent: Nachhaltigkeit trifft Innovation

Letzten September gründete die BASF Coatings das Netzwerk «eco Repair Motion» für mehr Nachhaltigkeit in der Fahrzeugreparatur. Ende Mai trafen sich die Schweizer Partner zum ersten Netzwerkevent im Empa «Nest» in Dübendorf (ZH).

«eco Repair Motion»-Netzwerkevent: Nachhaltigkeit trifft Innovation

Alexander Bru, Geschäftsführer der BASF Coatings Services AG, begrüsst die Teilnehmer.

Text/Bilder: Mario Borri

 

Alexander Bru, Geschäftsführer der BASF Coatings Services AG, eröffnete die Veranstaltung und betonte: «Das Empa Nest verkörpert, wofür wir mit ‘eco Repair Motion’ stehen – praxisnahe Nachhaltigkeit durch innovative Ansätze.» Der Veranstaltungsort ist ein Leuchtturmprojekt im Bereich nachhaltiges Bauen, BASF ist dort als Partner aktiv. Anschliessend übernahm Dr. Kaan Menekse das Mikrofon, der Key Account Manager bei BASF Coatings Services führte die rund 65 erschienenen Netzwerkpartner und Gäste durch ein vielfältiges Programm mit Vorträgen, einer Paneldiskussion und der Möglichkeit, zu Netzwerken.

 

BASF: Nachhaltigkeit als Kernthema

Den ersten Impuls lieferte Dr. Rahel Reichmann, Head of Sustainability bei BASF Global Automotive Refinish Coatings. Sie skizzierte BASFs Engagement für eine klimaneutrale Zukunft bis 2050 – mit konkreten Projekten wie dem biomassenbilanzierten Klarlack A-C-24 Eco Balance oder innovativen Materialien, die der Natur nachempfunden sind, wie etwa eine haifischhautähnliche Folie zur Reduktion des Luftwiderstands. «Wir wollen mehr als nur grüne Farbe liefern – wir wollen Verantwortung übernehmen», betonte Reichmann.

 

Das Herzstück von «eco Repair Motion»: das Eco Impact Assessment

Dr. Kaan Menekse und Lucas Richtermeier, Chemieingenieur bei BASF Coatings in Münster (D), präsentierten das neue Netzwerk und sein Herzstück – das Eco Impact Assessment. Damit will «eco Repair Motion» den Carrosseriebetrieben helfen, ihre Emissionen strukturiert zu erfassen, zu vergleichen und zu reduzieren. «Die Messungen bei den bisher 20 Schweizer Netzwerk-Betrieben haben enorme Unterschiede an den Tag gelegt», so Lucas Richtermeier. Dr. Kaan Menekse ergänzt: «Ein Betrieb, der viel thermische Energie verbraucht, hat alleine mit der Umstellung auf Lacke der Glasurit Reihe 100 oder R-M Agilis, der Installation einer PV-Anlage sowie durch die Schulung der Mitarbeitenden ein Einsparpotenzial von 11'000 Franken pro Jahr.

 

Aus der Praxis: Erfahrungen aus den Betrieben

Im Anschluss diskutierten Branchenvertreterinnen und -vertreter auf dem Podium unter der Leitung von Timo Hofer und Christine Köpping (beide BASF Coating Services AG). Mit dabei: Alice Tognetti (Tognetti SA, Gordola (TI)), Rosario Falcone (Falcone GmbH, Biel-Benken (BL)) und Fabian Hänggi (Carrosserie Hess AG, Bellach (SO)). Drei Betriebe mit unterschiedlichen Strukturen, aber ähnlichen Herausforderungen.

«Nachhaltigkeit ist mir im Blut – schon mein Grossvater hat darauf geachtet», erklärte Alice Tognetti. Für sie beginnt der Wandel bei der Schulung der Mitarbeitenden: «Technische Optimierungen bringen viel – aber psychologisch ist es anspruchsvoll. Widerstände gegen Veränderungen sind Alltag.»

Rosario Falcone zeigte, wie Transparenz wirkt: «Ich habe meinen Mitarbeitenden Rechnungen gezeigt, um das Ausmass von Materialverschwendung zu erklären. Es geht auch ums Bewusstsein.»

Fabian Hänggi ergänzte: «Wir betreiben seit 2021 nur noch elektrische Busse. Nachhaltigkeit ist auch wirtschaftlich sinnvoll – selbst kleine Dinge wie das Lichtlöschen haben Wirkung.»

 

Vom Branchenfahrplan bis zur CSRD

Rahel Liechti (Act Cleantec) und Ina Waltert (Amag) stellten den Branchenfahrplan für die Carrosseriebranche vor. Er dient als Leitfaden zur Dekarbonisierung, bietet eine typische Emissionsverteilung und schlägt konkrete Massnahmen vor. Bisher arbeiten erst die 130 Amag-Totalrepair-Betriebe nach dem Plan. Ziel ist es, mit Unterstützung der Branchenverbände die gesamt Branche ins Boot zu holen, die Bemühungen dazu laufen.

Ein weiteres Highlight war Tobias Höllbacher von der österreichischen Beratungsfirma Seru. Mit einer märchenhaften Analogie zu CO₂ und CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) vermittelte er komplexe Regulierungen auf unterhaltsame Weise. Höllbacher: «Nachhaltigkeit ist mehr als Umwelt – sie umfasst auch soziale und wirtschaftliche Aspekte.» Selbst wenn kleinere Betriebe nicht direkt berichtspflichtig seien, wirke sich der Druck indirekt über Kunden und Partner aus. Ein freiwilliger Nachhaltigkeitsbericht könne Wettbewerbsvorteile bringen.

 

Reparieren statt Ersetzen – mit System

Tony Tulliani, Geschäftsführer von HCG Schadenmanagement, sprach über das ökonomische und ökologische Potenzial von Reparaturlösungen: «Ein reparierter Stossfänger spart nicht nur 1000 Franken Kosten ein, sondern auch eine Menge CO₂.» Tulliani sieht vor allem die Anreizsysteme kritisch: «Das Einfachste ist oft, Ersatzteile zu bestellen – aber langfristig profitieren wir alle vom Reparieren.» Hier sei nicht nur der Carrossier, sondern auch die Versicherung gefragt.

 

Vernetzen, lernen, handeln

Abgerundet wurde der Event durch zahlreiche interaktive Elemente: eine Live-Demo des Eco-Impact-Assessment-Tools, VR-Brillen fürs Lackiertraining, Infostände zur Farbtonfindung und intensive Gespräche beim Mittagessen. «Die grosse Beteiligung freut mich sehr. Nur gemeinsam schaffen wir die Wende zu einer nachhaltigen Fahrzeugreparatur», sagte Alexander Bru zum Abschluss. 

 

www.glasurit.com/de-ch

www.rm.paint.com/de-ch 

 

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