All-Terrain-Reifen im Test: Leistungsunterschiede zwischen Strasse und Offroad
Posted by: Mario Borri
Erstmals bewertete der Touring Club Schweiz (TCS) All-Terrain-Reifen der Grösse 225/65 R17 102H, die bei SUV, Minibussen, Campervans und Pick-ups zum Einsatz kommen. Acht Modelle wurden sowohl auf der Strasse als auch im Gelände auf Herz und Nieren getestet.

Auf nicht asphaltierten Flächen wie Kies oder Schlamm zeigten alle getesteten Modelle gute Leistungen
Laut Hersteller sind All-Terrain-Reifen für unterschiedliche Untergründe wie Matsch, Schotter oder Schnee ausgelegt, bieten auf Asphalt aber dennoch akzeptable Fahreigenschaften. Sie sind ein Kompromiss zwischen reinen Offroad-Reifen und herkömmlichen Strassenpneus. Gedacht ist der Reifentyp für Allroundfahrzeuge wie SUV, Minibusse, Campervans und Pick-ups, die gelegentlich auch abseits befestigter Strassen unterwegs sind und dennoch teilweise lange Strecken auf Asphalt zurücklegen.
Die Testergebnisse unterscheiden sich stark. Alle bewerteten Modelle bieten einen guten Halt auf Schotterwegen und matschigem Untergrund. Auf trockener und vor allem nasser Fahrbahn überzeugen sie hingegen nur mässig: Vier Modelle erhielten das Prädikat «empfehlenswert», drei «bedingt empfehlenswert» und eines wurde als «nicht empfehlenswert» beurteilt. Keines der getesteten Modelle konnte mit den parallel getesteten Ganzjahrespneus mithalten.
Auf nicht asphaltierten Flächen wie Kies oder Schlamm zeigten alle getesteten Modelle gute Leistungen. Ihre Eigenschaften unterschieden sich dabei kaum. Der Matador MP72 Izzarda A/T 2 erzielte unter Offroad-Bedingungen die besten Resultate, dicht gefolgt vom Pirelli Scorpion A/T+. Das Ganzjahres-Vergleichsmodell schaffte es auf den dritten Platz, gleichauf mit dem Yokohama Geolandar A/T G015 und dem BF Goodrich Trail Terrain T/A. Zu beachten ist, dass auf unbefestigtem Gelände neben der Bereifung auch ein Allradantrieb oder eine Differentialsperre die Fahreigenschaften deutlich verbessern können.
Bei nasser Fahrbahn werden die Grenzen eines All-Terrain-Reifens offensichtlich, insbesondere beim Bremsen. Bei einer Notbremsung mit 80 km/h erreichte kein All-Terrain-Reifen die Leistungsfähigkeit des Referenz-Ganzjahresreifens. Die Abweichung des BF Goodrich Trail Terrain T/A ist alarmierend: Sein Bremsweg ist 15 Meter länger als der des Ganzjahresreifens. Das heisst, wenn das Fahrzeug mit Ganzjahresreifen steht, fährt das Fahrzeug mit BF Goodrich noch mit 45 km/h weiter. Diese Schwachstelle rechtfertigt die Bewertung «nicht empfehlenswert» für dieses Modell.
Neben dem längeren Bremsweg wurde ein sehr unausgeglichenes Fahrverhalten festgestellt. Einige Reifen, wie das Modell von Pirelli, tendieren stark zum Übersteuern. Alle getesteten All-Terrain-Reifen haben zudem einen höheren Kraftstoffverbrauch und Geräuschpegel als herkömmliche Strassenreifen. Das liegt an der Bauweise der All-Terrain-Reifen mit ihrem breiten Profil, den harten Gummimischungen und dem höheren Gewicht.
Auf Schnee sind die Ergebnisse je nach Modell sehr unterschiedlich. Der Yokohama Geolandar A/T G015 ist der einzige All-Terrain-Reifen, der das Prädikat «gut» erhält und gleichauf mit dem Ganzjahresreifen rangiert. Die Reifen von Falken, General Tire, Matador, Toyo und BF Goodrich wurden mit «befriedigend» bewertet. Pirelli und Bridgestone hingegen erhielten ein «genügend».