Autonomes Fahren: Schweizer sehen Mobilitätsvorteile, aber fordern Kontrolle
Posted by: Mario Borri
Im Rahmen des 13. Allianz Motor Day hat die Allianz Versicherung eine internationale repräsentative Befragung in sieben europäischen Ländern zum Thema autonomes Fahren durchgeführt.
In der Schweiz erwarten die meisten Befragten durch autonomes Fahren vor allem Stressreduktion im Verkehr (44 Prozent) und die Möglichkeit, sich während der Fahrt anderen Tätigkeiten zuwenden zu können (42 Prozent). Eigene Erfahrungen sind jedoch kaum vorhanden. Insgesamt gibt weniger als die Hälfte der Befragten (37 Prozent) an, mit dem Thema autonomes Fahren oder dessen Vorstufen vertraut zu sein. Bei vielen Befragten bestehen Zweifel am Reifegrad der autonomen Systeme. «Zwar glauben mehr als die Hälfte der Befragten in der Schweiz, dass autonome Fahrzeuge mindestens genauso sicher oder sogar sicherer sind als menschliche Fahrer. Dennoch bezweifeln 70 Prozent, dass die Technologie bei der Bewältigung von kritischen Fahrsituationen derzeit bereits ausgereift ist», erklärt Christian Sahr, Leiter des Allianz Zentrum für Technik (AZT).
Dazu kommt die teilweise negative Berichterstattung in den Medien. Unfälle mit autonomen Fahrzeugen schaffen es sofort in die Schlagzeilen. Das prägt die Wahrnehmung, während die vielen sicheren Fahrten kaum erwähnt werden. «Die Befragung verdeutlicht, dass in der Schweizer Bevölkerung noch grosse Unsicherheit bezüglich des autonomen Fahrens herrscht. Es besteht ein hoher Aufklärungsbedarf, auch in Bezug auf Deckungslücken seitens Versicherungen. Erstaunlicherweise stehen Sicherheitsgewinne jedoch nicht im Vorder-grund (31 Prozent)», sagt Cédric Wiederkehr, Leiter Automotiv & Retail Allianz Suisse.
Die Umfrage zeigt deutlich: 81 Prozent der Befragten finden es wichtig oder sehr wichtig, beim autonomen Fahren jederzeit selbst wieder die Kontrolle über das Auto übernehmen zu können. «Die Ergebnisse machen deutlich, dass Vertrauen in autonomes Fahren nicht allein von der Technik abhängt, sondern auch von der psychologischen Dimension der Kontrolle», so Michael Praxenthaler, Verkehrspsychologe am Allianz Zentrum für Technik (AZT) und Autor der Umfrage. «Dieses Misstrauen entsteht weniger durch eigene Erfahrungen, sondern vor allem durch psychologische Faktoren: fehlende Vertrautheit mit der Technologie, die Angst vor Kontrollverlust, Schlagzeilen zu Einzelfällen und eine generelle Tendenz, unbekannte Risiken zu überschätzen.»
Für die Akzeptanz braucht es daher nicht nur eine technische Weiterentwicklung, sondern auch Kommunikation, Transparenz und positive Alltagserfahrungen, die Vertrauen schaffen. Das zeigt sich auch in der Befragung: «Über die Hälfte (60 Prozent) der Befragten bewerten Fahrzeuge mit Level 2 Ausstattung positiv bis sehr positiv, wenn sie diese Fahrzeuge bereits nutzen konnten», erläutert Wiederkehr. «Nur 10 Prozent stehen der Technik negativ gegenüber. Wer es kennt, vertraut den Systemen. Diejenigen, die es nicht kennen, sind skeptisch. Dabei wissen viele nicht, dass sie schon Level 2 täglich nutzen», so Wiederkehr.
In den kommenden Jahren wird erwartet, dass bis 2030 rund 45 Prozent der Neuwagen Level 3 fähig sein werden. Die Schweiz ist schon sehr sicher im Strassenverkehr, dennoch hat teil- und vollautonomes Fahren das Potential auch die Schweizer Unfallstatistik massiv zu verbessern.
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